So hängen etwa in Indien die meisten Großstädte von Trinkwasser aus Flüssen ab. Aufbereitung nach europäischem Muster kostet allerdings zuviel. Preiswerter ist der Schutz der Flüsse vor Verschmutzung. Die Auflagen für die Industrie sind streng, dem Bau kommunaler Kanalnetze verweigern die indischen Behörden Zuschüsse, um den Fäkalien-Eintrag in die Flüsse zu stoppen. Statt dessen werden Millionen für den Bau hygienischer Latrinen bereitgestellt. In der chinesischen Acht-Millionen-Stadt Wuhan erwägen die Stadtväter, sämtliche Toiletten vom Kanalnetz abzukoppeln und mit Saugwagen zu entleeren. Der europäische Irrweg, Küchen und andere Abwässer mit Fäkalien zu vermischen und danach aufwendig zu reinigen, scheint wenig zukunftsträchtig. Modell Sydney Auch in reichen Nationen lohnt sich angesichts des enormen städtischen Durstes und seiner Kosten ein Umsteuern im Wassermanagement. Beispielhaft sind die Planungen für das Olympiadorf Sydney 2000, die Greenpeace Australien mitentwickelt hat. Alles Abwasser soll in einem natürlichen Feuchtbiotop unterhalb des Dorfes gesammelt werden. Zusammen mit dem von Dächern, Straßen und Plätzen ablaufenden Regen wird es dort über einige Wochen von Vegetation und Bodenschichten biologisch gereinigt, um nach weiteren naturnahen Filterstufen und Desinfektion wieder in die Leitungen gespeist zu werden. Gekoppelt mit klassischen Sparmaßnahmen wie Durchflussbegrenzern für Duschen und Wasserhähne sowie modernen Spül- und Waschmaschinen sollen mindestens 70 Prozent weniger Frischwasser verbraucht werden als bei einer herkömmlichen Siedlung.
Lösungsansatz in Leipzig
Mancherorts zeichnet sich auch in Deutschland ein Umdenken ab. Einige Ingenieure in Wasserwerken scheinen es leid zu sein, den Sündenbock zu spielen und sich für "Techno-Wasser" beschimpfen zu lassen. Wasserwerke in München beispielsweise streben deshalb einen vorsorgenden Schutz des Wassers statt der aufwendigen und unvollkommenen nachträglichen Reinigung an: Die Bauern im Einzugsgebiet der Brunnen verzichten gänzlich auf Pestizide und mineralische Dünger, dabei werden sie von den Wasserwerken unterstützt. Die Wasserwerker in Leipzig sind sogar selber Landwirte. Auf über 10 000 Hektar Ackerfläche im Einzugsgebiet der Brunnen wirtschaften sie konsequent ökologisch. Zusätzlich unterstützen sie benachbarte Bauern bei der Umstellung auf pestizidfreie Anbaumethoden. Viele Leipziger wissen mittlerweile: Wenn sie Produkte von den Ökobauern der Umgebung kaufen, schützen sie auch ihr Wasser. Es wird zwar Jahrzehnte dauern, bis alle rund 200 Brunnen um das Gut frei von Agrarrückständen sind, doch ein erster Ansatz ist gemacht. Das Modell Leipzig könnte Wegbereiter für eine neues Wassermanagement werden.
Wasser ist Leben
Vorsorgender Wasserschutz verlangt auch in Deutschland ein radikales Umdenken im Wassermanagement. Statt eine weitere Verschmutzung von Grundwasser, Flüssen und Seen zuzulassen, muss das Lebenselement flächendeckend geschützt werden. Verschmutzte Vorkommen müssen saniert werden, damit sie wieder reines Wasser für Natur und Mensch liefern können. Statt Industrie und Wasserwerken immer größere Eingriffe in den Wasserhaushalt zu gestatten, sollten diese rigoros eingeschränkt werden. Jede Region muss mit dem dort verfügbaren Wasser umsichtig haushalten und darf nicht Ressourcen anderer Regionen plündern. Statt Regenwasser von den Dächern nutzlos in die Kanalisation fließen zu lassen, muss es zum Putzen, Waschen und zur Bewässerung im Garten dienen. Statt Fäkalien mit Wasser wegzuspülen, sollten fortschrittliche Technologien wie Vakuum-Toiletten zum Wassersparen eingesetzt werden. Nur vorbeugender Schutz und nachhaltige Nutzung garantieren langfristig kostengünstiges Trinkwasser aus reinen Quellen. Wenn heute noch reines Wasser aus den Hähnen fließt, ist dies weniger High-Tech-Wasserwerken, sondern der erneuernden Kraft des globalen Wasserkreislaufes zu verdanken. Dieser Kreislauf und seine natürlichen Grundlagen müssen geschützt werden - nur dann bleibt auch nächsten Generationen ausreichend reines Wasser zum Leben.
Forderungen:
- Flüsse, Seen und Grundwasser müssen flächendeckend geschützt werden.
- Vorsorge muss oberstes Prinzip beim Wasserschutz sein und bei der Überarbeitung der europäischen und nationalen Wassergesetze festgeschrieben werden.
- In der EU-Trinkwasserrichtlinie muss das Verbot von Pestiziden im Trinkwasser erhalten bleiben.
- Wasser ist kein Transportmittel für Abfälle aus Industrie, Landwirtschaft und Haushalten. Stoffe, die giftig sind oder sich in der Umwelt anreichern, dürfen nicht ins Wasser gelangen.
- Grundwasser muss der Trinkwasserversorgung vorbehalten bleiben. Die Industrie muss geschlossene Wasserkreisläufe in der Produktion einführen.
- Wasservorräte sind regional angepasst zu nutzen. Statt Wasser aus fernen Regionen oder tiefen Grundwasserschichten abzupumpen, müssen die lokalen Vorräte saniert und umsichtig bewirtschaftet werden.
- Die Landwirtschaft muss auf ökologischen Landbau ohne Massentierhaltung, Pestizide und Kunstdünger umstellen.
Gehen Sie sorgsam mit Wasser um. Bedenken Sie, dass viele Produkte mit einem immensen Wasserverbrauch (z.B. Aluminiumdosen) und mit großer Wasserverschmutzung hergestellt werden.
Kaufen Sie Produkte aus ökologischer Landwirtschaft.
Quelle: Greenpeace
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen